Die hysterische und von Schuldgefühlen geplagte Mila und ihr ruhiger Mann Ethan sind auf dem Weg zur Hochzeit von Milas Schwester Jess, als irgendwo in den verschneiten bayrischen Alpen der Mietwagen streikt. Auf der Suche nach Hilfe kommt das junge Ehepaar an einem Hinweisschild in Richtung eines Ortes namens Witwerberg vorbei, doch der Ort entpuppt sich nur als Ansammlung verlassener Blockhütten. Natürlich funktionieren weder Handy noch Navi noch GPS, und die beiden müssen schauen, wie sie die Nacht bei Minustemperaturen überleben - denn sie haben kaum Proviant und keine Ausrüstung für einen Survival-Trip dabei. Dann verstaucht sich Mila auch noch den Fuß. Ihnen gelingt es schließlich dennoch, in einer der Blockhütten Schutz zu suchen und ein Feuer zu entzünden. Müde schlafen beide ein - doch als Mila aufwacht, ist Ethan spurlos verschwunden. Wenn Mila beim Einschlafen noch dachte, es könne nicht mehr schlimmer kommen, beginnt nun ihr ganz persönlicher Horrortrip - und der hört auch dann nicht auf, als sie die Blockhütte wieder verlässt ...
Sommerlektüre? Schnee und Kälte in den bayrischen Alpen
Das klingt eher nach Zutaten für einen Horrorfilm als für einen Thriller - und genau so liest sich der erste Teil des Romans auch. Mila muss nicht nur um ihr Überleben kämpfen, sie macht auch noch Bekanntschaft mit einer absurden Menge Leichen, aber schließlich gelingt es ihr völlig entkräftet und dem Wahnsinn nahe, den Ort zu verlassen.
Dann folgt der zweite Teil der Erzählung, in dem die akute Todesgefahr zwar gebannt scheint - aber ist sie das wirklich? Mila macht bestürzende Entdeckungen und muss noch einmal ihre ganze Kraft aufwenden, um zu überleben und zu verstehen, wie die Ereignisse rund um Witwerberg mit ihr und ihrer Familie in Zusammenhang stehen. Dass sie das schafft, traut man ihr zu Beginn des Buches kaum zu - sie wirkt so fahrig und planlos, dass man sie mitunter schütteln möchte. Aber wenn auch die Hauptfigur - deren seltsames Verhalten am Ende übrigens eine Erklärung findet - zu Beginn nicht überzeugt, so wünscht man ihr doch alles Gute, denn sie hat eindeutig das Herz auf dem rechten Fleck und es ganz bestimmt nicht verdient, einsam an Kälte und Hunger zu sterben.
Ein Thriller mit zahlreichen Horror-Elementen
Am Ende kann die Auflösung zwar überzeugen, aber kleinere Logiklücken bleiben: Da werden die Blockhütten zwar wie ein verlassener Ferienpark beschrieben, aber offensichtlich sollen sie mehrere hundert Jahre alt sein. Die bayrischen Alpen sind, gerade im Winter, ein touristischer Hotspot und ganz sicher nicht die menschenverlassene Einöde, als die sie hier dienen. Dazu kommen kleine Wehmutstropfen wie eine Heldin, die in Todesgefahr mehr grübelt als tatsächlich etwas zu tun. Irgendwann nerven ihre Erinnerungen, Fragen und Ansichten, vor allem, wenn sie wiederholt beschrieben werden.
Außerdem können nicht alle Hinweise, die die Heldin im Laufe der Zeit findet, am Ende nochmals eingeordnet werden. Auch Milas Verhalten scheint nicht immer das cleverste zu sein - womit wir wieder bei typischen Horrorfilmelementen wären: Auch in Horrorfilmen gibt es häufig Logiklöcher und die Hauptfiguren weisen einen Mangel an gesundem Menschenverstand auf...
Diese Kleinigkeiten tun der spannenden Lektüre von "Das Resort" jedoch keinen Abbruch - mehr als ein bekömmlicher Lesehappen für Zwischendurch muss und kann dieser Thriller ohnehin nicht sein.
Sarah Goodwin: Das Resort. Du kannst nicht entkommen. Thriiler. Lübbe 2024, 381 Seiten.
Mehr Thriller gesucht?
Wie wäre es zum Beispiel mit
Mehr nordischer Kälte oder einer Obdachlosen als Ermittlerin?
Alle aktuellen Roman-Rezensionen auf NRW-Alternativ gibt es hier.