Johannes W. Glaw: Historische Kapitalverbrechen in Ostwestfalen-Lippe

Cover des Buches "Historische Kapitalverbrechen in Ostwestfalen-Lippe.
Johannes W. Glaw Historische Kapitalverbrechen in Ostwestfalen-Lippe 30 spektakuläre Kriminalfälle aus fünf Jahrhunderten. Sutton 2022.

Ostwestfalen-Lippe (OWL) - die Region im Nordosten von NRW ist heute vor allem als hügeliges Urlaubsland bei Wanderern und Radfahrern bekannt, nicht unbedingt als Ort spektakulärer Verbrechen. Genau die jedoch hat der Gütersloher Johannes Glaw jedoch in langwieriger Archivarbeit im gesamten Kreis ausgegraben. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis verrät, dass die Schauplätze dieses Sachbuchs unter anderem Gütersloh, Detmold, Wiedenbrück und Rheda umfassen. Das Ergebnis sind "30 spektakuläre Kriminalfälle aus fünf Jahrhunderten" wie der Untertitel anpreist. Besitzt das malerische OWL also auch eine dunkle Seite?

Diese Frage kann man nach der Lektüre des Buches auf jeden Fall mit "ja" beantworten. Bei Herrn Glaw geht es ausschließlich um Kapitalverbrechen, das heißt um Vergehen, die so schwerwiegend sind, dass man in früheren Zeiten die Todesstrafe dafür verhängte. Wir reden hier von Mord, Raub und Kriegsverbrechen. Keine leichte Kost also, die uns der ehemalige Lehrer und Stadtarchäologe hier präsentiert.

 

Die einzelnen Fälle bettet der Autor in eine kleine Rechtsgeschichte ein. Der Kontext der jeweiligen Rechtsprechung - im Buch jeweils als Exkurs gekennzeichnet - hilft dabei, die oftmals grausamen Strafen in den historischen Zusammenhang einzubetten, zum Beispiel ein Urteil gegen Zauberei in den größeren Zusammenhang der Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit.

 

In seinen Schilderungen bleibt Glaw immer korrekt und sachlich. Er führt viele Zitate sowohl aus den Urteilen als auch aus den jeweiligen Gesetzestexten an. Wo Lücken entstehen, füllt er sie nicht mit dramatischen Erzählungen, sondern beschreibt in wenigen, gut begründeten Worten den für ihn wahrscheinlichsten Hergang. Dieser geschichtswissenschaftliche Ansatz unterscheidet das Buch von anderen True-Crime-Werken auf dem Markt, die ja häufig trotz sachlicher Bezüge eher auf Grusel und Schockmomente setzen. Das ist Vor- wie Nachteil zugleich: "Historische Kapitalverbrechen in Ostwestfalen-Lippe" liest sich bisweilen recht trocken und dürfte damit trotz des wirkungsvollen Titelbildes eher Historiker als Spannungssuchende ansprechen.


Interessante Lektüre für Histo-Fans und Einwohner*innen

Gewinnbringend für Menschen, die aus OWL kommen, ist die Lektüre aber allemal. Denn sie erfahren an vielen Stellen, wie sich historische, überregionale Gebräuche und Gesetze konkret auf ihre Heimat auswirkten. Und dass in der Vergangenheit in vieler Hinsicht nicht gerade zimperlich mit Gesetzesbrechern umgegangen wurde, ist zwar hinlänglich bekannt, wird aber in diesem Werk noch einmal eindrücklich gezeigt.

Zusätzliches Plus für alle, die gerne tiefer schürfen, ist das Quellenverzeichnis am Ende.


Johannes W. Glaw: Historische Kapitalverbrechen in Ostwestfalen-Lippe. 30 spektakuläre Kriminalfälle aus fünf Jahrhunderten. Sutton Verlag 2022, 184 Seiten, 14,99 €,  ISBN 978-3-9630-33-940

 


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