Rob Hart: Paradox Hotel

Lust auf einen rasanten Zeitreise-Trip? Willkommen im Paradox Hotel!

In einer nicht allzu fernen Zukunft ist es Wissenschaftler*innen gelungen, Zeitreisen möglich zu machen - und der amerikanischen Regierung, daraus Profit zu schlagen. Im weltweit einzigartigen Paradox Hotel dürfen alle, die es sich leisten können, einen Trip in die Vergangenheit buchen. Damit die (ultrareichen) Besuchenden aus der Zukunft in der Vergangenheit nichts kaputt machen oder den Zeitstrom beschädigen, wachen staatliche Zeitreise-Agenten über jeden Trip. Einige Jahre scheint alles glatt zu laufen, bis sich herausstellt, dass alle, die zu viele Zeitreise-Trips hinter sich haben, mehr und mehr geistig verfallen, bis sie schließlich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht mehr auseinanderhalten können. Schlussendlich werden sie zu Pflegefällen, die nicht mal mehr sprechen können. Ein solches Schicksal droht auch der ehemaligen Zeitreise-Agentin January Cole.

Sie hat zu viele dieser Trips hinter sich und bekommt fortwährend Flashbacks, die ihr einen Bruchteil der Vergangenheit oder der Zukunft zeigen. Aktuell arbeitet sie als Sicherheitschefin des Paradox, aber allen ist klar, dass sie aufgrund ihres Gesundheitszustands diesen Job nicht mehr lange innehaben wird. January jedoch will unter keinen Umständen das Hotel verlassen, weil sie hier bei einigen dieser Flashbacks ihre tote Geliebte wiedersehen kann.

Die Hausdetektivin steht also bereits ganz zu Beginn der Handlung stark unter Druck - der nicht weniger wird, als der Hotelarzt sie mit einem Beschäftigungsverbot belegen will, der Bieterwettstreit zum Verkauf des Paradox an einen privaten Investor überraschend vorgezogen wird und sich gleichzeitig ein ungeheurer Schneesturm daranmacht, das Hotel von der Außenwelt abzuschneiden.

In diesem Chaos geschieht ein Mord - oder January glaubt zumindest, dass ein Mord geschehen ist. Ein auffälliger Hotelgast ist von einem Moment auf den anderen verschwunden. Sie findet seine Leiche, muss aber feststellen, dass nur sie sie überhaupt sehen kann. Um sich nicht mit ihrem Gesundheitszustand oder der Trauer über den Verlust ihrer Geliebten auseinandersetzen zu müssen, stürzt sie sich mit Feuereifer in die Ermittlungen - und damit in einen Fall, von dem alle anderen im Hotel noch nicht mal wissen, dass er existiert ...

Humorvoller Thriller im Sci-Fi-Gewand

Der Roman ist definitiv keine klassische Science-Fiction, weshalb Genre-Fans nach der Lektüre enttäuscht sein werden. Auf die Mechanismen des Zeitreisens wird so gut wie gar nicht eingegangen, und sämtliche physikalischen Hintergründe werden ausgeklammert. Auch das Paradox und seine Mitarbeiter bleiben die ganze Zeit seltsam holzschnittartig, weil sich der Autor nicht damit aufhält, irgendetwas länger zu beschreiben. Im Zentrum steht ganz klar die totgeweihte und völlig überforderte January, von der wir bis zum Ende des Buches noch nicht mal ihr Alter erfahren.

Was also ist "Paradox Hotel" für ein Buch? Ein waschechter Thriller, in der die Hauptfigur von Anfang an gegen übermächtige Feinde und für ihr eigenes Überleben kämpft. Dabei ist sie wunderbar zynisch und so wenig mitfühlend, wie nur wenige klassische Geheimagenten es je waren.

January zur Seite steht ein fliegender Roboter namens Ruby, den sie fortwährend beleidigt. Die plötzlichen Zeitsprünge, die sie erlebt, bringen ihr manchen taktischen Vorteil und sorgen dafür, dass der rasante Lesetrip nicht langweilig wird. Erst im letzten Drittel des Buches lässt das Tempo nach, weil auch January zunehmend langsamer wird und sich mehr und mehr in ihre Fantasiewelt flüchtet. Die Auflösung des Falles spielt da eigentlich schon gar keine Rolle mehr. Kein Wunder, dass auch die nur holzschnittartig erzählt wird.

Für alle mit Lust auf einen echten Pageturner und leichte Unterhaltung ist "Paradox Hotel" genau deswegen jedoch eine lohnenswerte Anschaffung.


Rob Hart. Paradox Hotel. Heyne 2022. Paperback, 448 Seiten, 15,00 €

ISBN: 978-3-453-32171-7

Weitere Infos auf der Seite des Verlags.

Neben der klassischen Buchausgabe gibt es auch das E-Book. 

 


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