Neue Sonderausstellungen 2022

Alles über Stonehenge - in Herne: Blickfang der gleichnamigen Ausstellung ist die 1:1-Rekonstruktion von Stonehenge. Foto: LWL/ D. Sadrowski
Alles über Stonehenge - in Herne: Blickfang der gleichnamigen Ausstellung ist die 1:1-Rekonstruktion von Stonehenge. Foto: LWL/ D. Sadrowski

Was passiert in den großen Landesmuseen in diesem Jahr? NRW Alternativ hat einige Highlights für unser Bundesland herausgesucht. Die Liste, die sich vor allem historische Themen konzentriert, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aber vielleicht macht sie Lust, sich den einen oder anderen Ausstellungszeitraum bereits jetzt in den Kalender einzutragen ... Konkrete Links zu den Ausstellungen helfen dabei, das Richtige zu finden.

Fotokunst zwischen den Kriegen

Im Peter-Behrens-Bau in Oberhausen ist vom 25. Januar bis 29. Mai 2022 die Ausstellung „Fotografie in der Weimarer Republik“ zu sehen. In 400 teils unveröffentlichten Fotografien wirft die Ausstellung einen Blick auf die turbulente Zeit, die noch immer nichts von ihrer Anziehungskraft verloren hat. Revolution und Republik, Sport, Architektur, Mode und Tanz sind nur einige der Themenfelder, die das Lebensgefühl der Epoche ebenso wie ihre Widersprüchlichkeit und Zerbrechlichkeit anhand von Fotos spürbar werden lassen.

Ein deutscher Barockmaler an europäischen Höfen

Der Künstler Wolfgang Heimbach (1613-1679) zählt zu den begabtesten, aber wenig bekannten deutschen Malern des 17. Jahrhunderts. Die Liste seiner Auftraggeber liest sich hingegen wie das Who is Who der europäischen Oberschicht seiner Zeit. Er malte für den österreichischen Erzherzog Leopold Wilhelm, den dänischen König Frederik III. und für Papst Innozenz X. Die erste Einzelausstellung in Deutschland, im Museum für Kunst und Kultur in Münster, schafft vom 23. September bis zum 4. Dezember eine neue Perspektive auf das bewegte und von zahlreichen Ortswechseln geprägte Leben und Schaffen Heimbachs. Einen Einblick in das vielseitige Werk des gebürtigen Norddeutschen bieten 40 Gemälde aus internationalen Museen.

Der Herrscher mit dem roten Bart

Anlässlich des 900. Geburtstages des Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa (1122-1190) zeigt das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster die internationale Sonderausstellung "Barbarossa. Die Kunst der Herrschaft". Die schillernde Figur des schwäbischen Herzogssohns, der seit 1155 als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation die Geschicke Europas mit lenkte, steht im Zentrum der Schau. Die Ausstellung verteilt sich auf zwei Standorte: das Kunstmuseum des LWL in Münster und Schloss Cappenberg bei Selm im Kreis Unna. Mit den Augen des Kaisers, der 1190 während des dritten Kreuzzugs im heutigen Anatolien ertrank, wirft die Ausstellung einen Blick auf das 12. Jahrhundert.

Gebläsehaus Henrichshütte
Im Gebläsehaus, der ehemaligen Kraftzentrale der Henrichshütte, wird ab August eine große Ausstellung zum Thema Energiewende gezeigt. Foto: LWL / Hudemann

Ideen für morgen im Museum von heute

Eigentlich kommen nur Dinge ins Museum, deren Bedeutung längst vergangen ist. In Hattingen ist das anders: Von August bis Dezember gibt es im LWL-Industriemuseum Henrichshütte eine große Ausstellung zum Thema Energiewende. Sie zeigt tragfähige Lösungen aus Wissenschaft und Forschung für die industrielle Zukunft. Spielerische Zugänge und ein umfassendes Rahmenprogramm laden zum Mitmachen ein. Die Schau entwickelt das LWL-Museum gemeinsam mit dem Klimahaus Bremerhaven.

Latein: Schrödingers Katze in Sprachenform

Totgesagte leben länger: Dass die Sprache Latein heute noch längst nicht am Ende ist, will die Sonderausstellung "Tod oder lebendig?" im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, Stiftung Kloster Dalheim, zeigen. Ab dem 13. Mai 2022 blickt die Schau auf die bewegte Geschichte einer vermeintlich toten Sprache. Alle Schüler:innen dürfte freuen, dass dabei zumindest auch ihre heutigen Relevanz hinterfragt wird.


Tipp: Aktuelle Reisetipps für's Rheinland frei Haus

Alle Kultur-Highlights des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) auf einen Blick – das bietet die neue Ausgabe des Magazins „Rheinland Reiseland“, das ab sofort erhältlich ist. Mit der elften Ausgabe ist ein inhaltlich und optisch erfrischtes Magazin entstanden, das um einen herausnehmbaren Veranstaltungskalender erweitert wurde.  „Rheinland Reiseland“ ist per E-Mail unter rheinlandreiseland@lvr.de kostenfrei erhältlich oder unter der Telefonnummer 0221 809 7945.



Steinkreis voraus!

Noch bis zum 25. September 2022 können Besucher:innen des LWL-Museums für Archäologie in Herne den inneren Steinkreis von Stonehenge in der weltweit ersten Laserscan-basierten 1:1-Rekonstruktion erleben. Sie erfahren: Stonehenge ist nicht allein. Jahrtausende alte Spuren der Megalithkulturen finden sich auch in Westfalen. Projektionen ergänzen die Rekonstruktion und zeigen die Landschaft rund um das UNESCO-Weltkulturerbe-Monument. Eine Lichtinszenierung bildet einen authentischen Tagesverlauf in der Landschaft von Stonehenge nach. In der Schau bewegen sich die Besucher:innen durch analoge und virtuell rekonstruierte Landschaften. Die Schau läuft schon länger, aber wegen des spannenden Themas sei sie hier noch einmal ausdrücklich erwähnt.

Preußische Tugenden - und Sünden

Preußen - das war Pickelhaube und Ordnung, aber natürlich auch noch mehr. Die Vielschichtigkeit und Ambivalenz der preußischen Geschichte können Besucher:innen der ehemalige Defensionskaserne von 1829 am Simeonsplatz in Minden erleben. Das LWL-Preußenmuseum eröffnet im Herbst 2022 seine Dauerausstellung "Potzblitz Preußen!", die für die vielfältigen und oft unerwarteten Aspekte der preußischen Geschichte (Westfalens) begeistern soll. Jenseits von bekannten Stereotypen und überholten Klischees erzählt sie preußische Geschichte nicht chronologisch als Herrscher- und Militärgeschichte, sondern präsentiert das Thema auf einem anderen Weg. Sie beleuchtet unterschiedliche Facetten aus 400 Jahren deutscher Kultur- und Sozialgeschichte als thematische Einheiten. In Raumbildern arbeitet sie mit Brechungen und Gegenwartsbezug, der die Verbindungen zwischen unserem heutigen Alltag und seiner preußischen Prägung herstellt.

Als Beitrag zum Thema Kolonialismus zeigt das LWL-Preußenmuseum Minden außerdem die Sonderausstellung "Schwarz weiß. Preußen und Kolonialismus", die voraussichtlich von November 2022 bis Mai 2023 zu sehen sein wird. Um die Rolle Preußens in der Geschichte des Kolonialismus verstehen und beurteilen zu können, sind vor allem die Entwicklungen des 19. Jahrhunderts entscheidend. Wo sind heute in Westfalen noch Spuren der imperialistischen Politik des Deutschen Kaiserreiches zu finden?

Schaffe, schaffe ...

Das LWL-Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum geht mit der Wanderausstellung "Vom Schuften und Chillen" ab dem 7. April der Frage auf den Grund, warum Menschen arbeiten. Ursprünglich diente Arbeit ausschließlich der Existenzsicherung. Heute steht sie für viele auch im Zeichen der Selbstverwirklichung. Die Arbeitswelt wird sich in den kommenden Jahren durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz massiv verändern. Die Ausstellung schlägt einen Bogen von den Veränderungen im Industriezeitalter über den Kampf der Gewerkschaften für den 8-Stunden-Tag bis zu modernen Formen der Arbeit im Zeitalter von "Industrie 4.0".

Coole Socken

Mit der Ausstellung Coolness widmet sich das Textilwerk Bocholt der Inszenierung von Mode im 20. Jahrhundert. Die multimedial angelegte Ausstellung geht dem Phänomen der Coolness nach und blickt besonders auf Kleidung als Ausdrucksform einer kühl und distanziert wirkenden Haltung. Viele textile Objekte und Fotografien, zeitgenössisches Filmmaterial und Musik zeigen, was Coolness im letzten Jahrhundert bedeuten konnte. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg.

Das Textilwerk zeigt außerdem eine interaktive Ausstellung der Deutschen Bundestiftung Umwelt zu den Themen Nachhaltigkeit und Ernährung.  Ab dem 6. März macht ÜberlLebensmittel anschaulich, wie sich Kaufverhalten auf das Klima, die Tierhaltung und die Produktionsbedingungen von Lebensmitteln weltweit auswirkt.

Tierisch glücklich

Am 29. Mai zieht die Wanderausstellung "Boten, Helfer und Gefährten" über die Beziehungen von Mensch und Tier im Wandel nach Lage. Die Schau spannt einen Bogen von westfälischen Wildpferden über die Brieftaubenzucht und Glücksschweinchen der 1950er-Jahre bis zu den heutigen Trends der Pferdemädchen und Tierschutzdebatten. Selten haben wir ein Thema so in den Ausstellungen vermisst. Hoffen wir, dass diese Ausstellung die Lücke schließen und vielen Menschen die Bedeutung der Tiere für den Menschen zeigen kann.