Unsere digitalisierte Welt ermöglicht es uns - seit und mit Corona immer häufiger - ortsunabhängig zu arbeiten. Nun, da die Reisebeschränkungen in viele Länder - zumindest für Geimpfte - aufgehoben werden, träumen viele davon, einfach mal raus zu kommen - gerne auch für längere Zeit. Ach, wie schön muss es sein, mal von Bali aus zu arbeiten! Oder von Stockholm. Oder Köln. Oder ... Aber geht das wirklich so einfach?
Genau da setzt das "Handbuch für digitale Nomaden" an. Es richtet sich an alle, die mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen und dabei viel zu reisen. Denn Nomaden geht es ja nicht darum, ihren Arbeitsort einfach von A nach B zu verlegen, sondern ihre Reisen durch die Arbeit zu finanzieren. Solches Arbeiten hat naturgemäß Vor- und Nachteile, über die man sich im Vorhinein klar sein sollte. Wie sieht es zum Beispiel mit Einsamkeit aus? Mit fehlender Krankenversicherung? Oder mit zu wenig Geld?
Nicht jede*r ist ein Typ für das flexible Arbeiten. Aber wer seine Nische einmal gefunden hat, kann einzigartige Erlebnisse mit Geldverdienen kombinieren. Wunderschöne Bilder und Portraits erfolgreicher digitaler Nomaden machen schon beim Durchblättern Lust darauf, die Kombination von Arbeiten und Reisen einfach mal selbst auszuprobieren. Doch zunächst, so regt das Handbuch an, ist es wichtig, sich Gedanken über das passende Reiseziel zu machen. Wertvolle Hinweise zu Kosten, Steuertipps, Technik und Versicherung kommen hinzu. Dann werden zehn typischen Nomadenjobs näher vorgestellt - vielleicht befindet sich in dieser Liste ja bereits eine Arbeit, die zu eigenem Tun inspiriert? Auch die Möglichkeit, online mit seiner bisherigen Arbeit als Angestellte*r fortzufahren, wird diskutiert.
Zum Schluss gibt es eine ausführliche Vorstellung verschiedener Top-Ziele für digitale Nomaden. Städte wie Tiflis oder Buenos Aires werden auf ihre Nomanden-Tauglichkeit hin untersucht.
Mehr Atmosphäre als Inhalt
Was nun klingt wie eine sinnvolle Anschaffung für alle, die vorhaben, ihren Arbeitsort künftig mit "weltweit" anzugeben, hält einer genaueren Betrachtung leider nicht stand. Für ein echtes Handbuch bleiben die Texte und Hinweise viel zu sehr an der Oberfläche. Hinzu kommt, dass das Buch aus dem Englischen übersetzt wurde, und viele Tipps für Deutsche nur wenig sinnvoll sind (so ist zum Beispiel den Tipp, als Freelancer in Deutschland an ein Visum zu kommen, für deutsche Leser*innen einfach nicht relevant). Leider ist auch die Übersetzung an vielen Stellen schlecht bis falsch (da ist beispielsweise von "Büchern" die Rede, wenn "Buchhaltung" gemeint ist).
Insgesamt will "Das Handbuch für digitale Nomaden" spürbar Lust darauf machen, Arbeit und Reisen zu verbinden, was mit kurzen Texten und tollen Bildern auch gelingt. Für Detailinformationen ist aber unbedingt weitere Lektüre erforderlich.
Lonely Planet: Das Handbuch für digitale Nomaden. Praktische Tipps und Inspiration für ein multilokales Leben. Bruckmann 2020. 19.99 €
ISBN-13: 978-3-7343-1994-5
Hier geht es zur Verlagsseite des Buches.
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