Wie geht es weiter?

Leere Bühne in schwarz-weiß mit zwei leeren Stühlen und zwei Mikrophonen
Wann wird auf Bühnen wieder mehr zu sehen sein als leere Stühle und verwaiste Mikrophone? Niemand weiß es. (Bild: Unsplash.com)

Diese Frage stellen sich dieser Tage nicht nur Regierende und Schulämter, sondern auch Veranstalter - und Journalisten, also jene, die gewöhnlich über Kulturevents berichten. Seit März letzten Jahres geht im Kultursektor nichts mehr, oder zumindest nicht mehr viel. Im Sommer gab es mit Picknick-, Autokino- und Strandkorbkonzerten vereinzelte Versuche, die Live-Kultur nicht ganz aussterben zu lassen, doch spätestens mit dem erneuten Lockdown war auch das alles hinfällig. Was bedeutet das für NRW Alternativ?

Vielen Stammleser*Innen wird bereits aufgefallen sein, dass im letzten Jahr auf NRW Alternativ weit weniger Artikel erschienen sind als üblich. Das lag natürlich daran, dass es weniger Events gab, über die wir berichten konnten. Und so gerne wir Wander- und Radwege in- und außerhalb NRWs für euch erkunden, so ist das doch aufwändiger als der Besuch eines Konzertes oder Mittelaltermarktes. Mehrtagesreisen, ja Reisen überhaupt, war ja nur wenige Monate lang überhaupt möglich. An Auslandsreisen oder andere Dinge, die eine längere Vorausplanung erforderten, war überhaupt nicht zu denken. Und das betraf und betrifft, um den Bogen zurückzuschlagen, nicht nur Journalisten, sondern auch Künstler*Innen und Veranstalter*Innen. Es erscheinen weniger Alben, weniger neue Bücher, weniger Filme - weil die Öffentlichkeit fehlt, die sie rezipieren könnte. Digital ist zwar vieles machbar - Events in größerer Anzahl bisher allerdings nicht.

Und 2021?

Sah es im Sommer noch so aus, als könnte 2021 wieder eine gewisse Normalität einkehren, so hat sich diese Hoffnung irgendwann vor Weihnachten gründlich zerschlagen. Zwar gibt es einen Impfstoff, was großartig ist, aber immer neue Mutationen und Lieferschwierigkeiten der Impfstoffhersteller lassen ein baldiges Ende der Pandemie immer weiter in die Ferne rücken.

 

Die Veranstalter stellen sich darauf ein und verschieben die Events für 2021 nun in die zweite Jahreshälfte oder sagen sie ganz ab. Bereits vor Weihnachten schrieb die Bochumer Veranstaltungs- GmbH, dass der Historische Jahrmarkt, zu dem auch immer der Steampunk-Jahrmarkt gehörte, in diesem Frühling nicht stattfinden könne: "Die Planung einer Veranstaltung mit 2.000 bis 3.000 Besuchern pro Tag ist für das kommende Frühjahr trotz optimierter Hygienekonzepte seitens der Schausteller und der BoVG als Hallenbetreiber, nicht realistisch."

Messen wie die boot Düsseldorf, die traditionell im Januar stattfindet und die bereits auf April verschoben wurde, werden ebenfalls ersatzlos abgesagt. In einer Pressemitteilung der Messe heißt es: "Die Messe Düsseldorf hat aufgrund der anhaltenden Pandemie und den damit verbundenen weltweiten Lockdown-Maßnahmen entschieden, die boot Düsseldorf für das Jahr 2021 abzusagen. Die nächste boot öffnet, wie im Messekalender terminiert, ihre Tore vom 22. bis 30. Januar 2022." Das heißt übersetzt, wenn alles klappt und es jetzt mal runtergeht mit den Infektionszahlen. Noch hält die Leipziger Messe am Termin für die Buchmesse im Mai fest. Noch.

Aber im Sommer?

Machen wir uns nichts vor: Selbst wenn im Sommer wieder Veranstaltungen erlaubt sein werden (und das ist ein großes "wenn"), wird die Pandemie nicht überall auf der Welt gleichzeitig besiegt sein. Das heißt, internationale Künstler werden mit großer Wahrscheinlichkeit nicht auftreten. Festivals sind damit schon einmal aus der Reichweite dieses Jahres gerückt. Vielleicht gibt es kleinere Veranstaltungen im Freien, wenn (schon wieder ein großes "wenn") die jeweiligen Hygienekonzepte die Gesundheitsämter überzeugen. Das ist, das lehrt uns die Erfahrung des vergangenen Sommers, eher bei Veranstaltungen in Stadien der Fall, nicht aber beim Wald-und Wiesen-Mittelaltermarkt, der von Hobbyisten organisiert wird. Natürlich kann man über die Maßnahmen streiten (selbstverständlich nicht darüber, dass Menschen an Covid-19 sterben), das ändert aber nichts daran, dass auch im Sommer aller Wahrscheinlichkeit nach kaum alternative Veranstaltungen stattfinden werden.

Und was machen wir solange?

Warten.

Uns bleibt wenig anderes übrig.

Die Alternative lautet übrigens: Selbst kreativ werden. Ein Video aufnehmen. Einen Song schreiben. Oder ein Onlinemagazin gründen. (Wenn das so weitergeht, gibt es an dieser Stelle übrigens bald eines abzugeben ;))

Aber bis es so weit ist, versuchen wir euch weiterhin bestmöglich auf dem laufenden zu halten über alternative Kunst und Musik, über Bücher und Filme und natürlich auch über Wanderrouten.

Und irgendwann - irgendwann - haben wir alle lange genug gewartet und wir gehen wieder auf tolle, überregional bedeutsame alternative Events.

Wann das sein wird? Das wissen wir nicht.

Sehnsucht nach der guten, alten Zeit?

Dann stöbert solange gerne in unseren älteren Artikeln. Was war das noch schön auf dem WGT oder dem Steampunk-Jahrmarkt. So viele Menschen auf einem Haufen! Und Masken hatten die auch nicht, auch wenn die Helme der Ritter auf diesem Mittelaltermarkt zumeist auch Mund und Nase bedecken.

Und was ist das? Ein Festival! Zwar sind die Bilder schon von 2019, aber sie erinnern daran, wie es ist in der Menge zu stehen und sich von der Musik davontragen zu lassen ... All das ist jetzt nicht mehr möglich. Von Messen reden wir da besser gar nicht erst.

 

Mehr Erinnerungen an vergangene Event-Kultur gibt es hier.