Wer vor einigen Jahren mit einem Buchtitel wie "How Not to Die" für Aufsehen sorgte, der schreibt am besten einen Nachfolger, der fast genauso klingt. Greger ist dieser Streich dadurch gelungen, dass er dem Original lediglich einen einzigen Buchstaben hinzufügte und dadurch einen völlig neuen Titel erhielt, der dennoch den Inhalt wunderbar zusammenfasst. Dankenswerterweise wurden beide Titel im Deutschen übernommen und machen den Zusammenhang zwischen den Werken bereits über den Titel deutlich. "How Not to Diet" ist aber keine Fortsetzung des ersten Bestsellers, sondern ein eigenständiges Werk. Das über 750 Seiten starke Buch ist so gehaltvoll, dass die über 5.000 (!) zitierten Studien schon nicht mehr mit aufgenommen wurden. Die Referenzen gibt es allerdings per QR-Code zum Download im Netz.
Dabei sind die zahllosen Referenzen eigentlich das, was Gregers Buch ausmacht: Statt wie viele andere Abnehmbücher einfach nur irgendetwas zu behaupten, ohne wissenschaftliche Beweise zu liefern, untersucht der promovierte Mediziner mit seinem Team Phänomene und Trends rund um das Abnehmen wissenschaftlich – und zwar, indem er jede Studie zum Thema auswertet, der er habhaft werden konnte. „How Not to Diet“ ist also, genau wie sein Vorgänger, eine riesige, allgemeinverständliche und manchmal salopp formulierte Metastudie. Allein deshalb ist das Werk höchst begrüßens- und lesenswert, bleibt aber dennoch ein wissenschaftliches Werk. Vereinzelt wurde Greger mangelnde Sensibilität gegenüber Übergewichtigen vorgeworfen. Das Werk sei zudem zu trocken und zu wenig praxisorientiert. Wer so etwas schreibt, hat weder Thema noch Zielgruppe dieses Sachbuchs verstanden.
Riesige Metastudie zum Thema Abnehmen
Was man hingegen für den deutschen Buchmarkt kritisieren könnte: Greger schreibt als US-Amerikaner nur über sein Land, und er wertet auch nur englischsprachige Studien aus. Da sich die Ernährungs- und Gesundheitstrends der westlichen Welt aber größtenteils mit denen Amerikas decken, lassen sich viele - aber nicht alle - der gewonnenen Erkenntnisse auch auf Europa und Deutschland beziehen.
Denn das Buch bietet mehr als eine reine Metastudie. Hat Greger in „How Not to Die“ evidenzbasiert aufgezeigt, wie sich die häufigsten Todesursachen der westlichen Welt durch vollwertige und pflanzenbasierte Nahrung vermeiden lassen, so zeigt er nun, wie man mit der gleichen Nahrung abnehmen kann. Hierfür geht der Autor zunächst auf die erschreckenden Fallzahlen von Fettleibigkeit und Übergewicht in den USA ein, die er, wissenschaftlich fundiert, als Folge des Gewinnstrebens der Lebensmittelindustrie darstellt. Anschließend erläutert er nach und nach sämtliche Studien zum Thema Abnehmen und Essverhalten, die in den letzten Jahren auf englisch erschienen sind. Das ist der größte und weitschweifigste Teil, der auch unappetitliche Details nicht ausspart. Danach wird es jedoch wieder spannender, wenn Dr. Greger sich auf die Problemlösung fokussiert: Welches Essen ist laut Studien denn besonders abnehmfördernd? Und auch interessant: Welche anderen Faktoren begünstigen das Abnehmen zusätzlich? Hier beleuchtet er von Sport und Achtsamkeit über Wassertrinken, Schlafen und operativen Maßnahmen wirklich alle Mythen, die wir jemals über das Abnehmen gehört haben. Und da haben Studienergebnisse die eine oder andere Überraschung im Gepäck. Zum Schluss gibt er in einem Überblickskapitel noch einmal eine Übersicht über die Ernährung und die Maßnahmen, die wissenschaftlich erwiesen beim Abnehmen helfen.
Was sagt die Wissenschaft zum Thema Abnehmen?
Ganz kurz: Wenig überraschend hilft es beim Abnehmen, seine Ernährung von Fast Food auf eine vollwertige pflanzenbasierte Kost umzustellen, sich regelmäßig zu bewegen und gut zu schlafen. Einzelne Tricks, wie den, viel Leitungswasser zu trinken, können den Abnehmprozess sogar noch beschleunigen.
„How Not to Diet“ ist nicht ganz so fesselnd wie sein Vorgänger, hält aber jede Menge interessanter Fakten über die US-amerikanische und damit größtenteils auch westliche Ernährung bereit. Alle, die sich mit den Themenfeldern Nahrung, Wohlbefinden und Gewicht auseinandersetzen, kommen an dieser Lektüre nicht vorbei. Dabei ist „How Not to Diet“ kein klassischer Abnehmratgeber voller vollmundiger Wellbeing-Versprechen, sondern in erster Linie ein wissenschaftliches Werk. Denken darf und sollte man nach der Lektüre bitte selbst. Die Nachvollziehbarkeit der zitierten Studien macht es leicht, Gregers Konklusionen zu überprüfen.
"How Not to Diet" gibt es nicht nur als Hardcover, sondern auch als E-Book und sogar als Hörbuch. Alle Informationen finden sich auf der Webseite von Lübbe.