Lebensmitteleinkauf alternativ: So geht‘s in Bonn

Hier sehen sie Karotten und Poree und Kartoffeln auf einem Marktstand.
Obst und Gemüse aus der Region ist nicht nur frischer, sondern enthält laut zahlreichen Studien auch mehr Vitamine als herkömmliche Supermarktware. (Bild: Peter Wendt via Unsplash)

Auch wenn Weihnachten schon wieder eine Weile her ist, ist NRW Alternativ aktuell bewichtelt worden. Das Wichtelgeschenk ist ein Gastbeitrag von Julia Icking. Den Text hat sie im Rahmen der Blogwichtel-Aktion des Texttreffs verfasst. Ihr Thema? Sie beleuchtet am Beispiel der Stadt Bonn die spannenden Möglichkeiten des Lebensmitteleinkaufs abseits von Supermärkten. Vielen Dank, liebe Julia!

 

Die meisten Deutschen kaufen Lebensmittel im Supermarkt oder beim Discounter. Das ist verständlich, denn hier gibt es alles an einem Ort. Alles ist immer verfügbar, die Qualität bekannt und festgelegt. Doch die Welt der Lebensmittel bietet mehr: Regionale Einkaufsmöglichkeiten versprechen kurze Transportwege, das Wissen, wo das Essen herkommt und reichlich Genuss.

Diese alternativen Einkaufsmöglichkeiten bietet Bonn

  • Marktschwärmerei

Eine Marktschwärmerei bietet Produkte von Höfen und Erzeugern aus der Region an. Eingekauft und bezahlt wird online, geliefert wird einmal in der Woche an einen Abholpunkt, zum Beispiel ein Café oder ein Stadtteilbüro. Hier sind die Produzenten vor Ort und halten gerne einen Schwatz über ihre Produkte. Es gibt Obst und Gemüse, Fleisch und Wurst, Käse und Milch, Eier und Nudeln, Honig und Fruchtaufstriche, Wein und Bier, Saft und Sirup, dazu viele Spezialitäten - alles aus der Region. Marktschwärmereien  gibt es in vielen Städten. Und wer mag, darf eine gründen.

  • Bauernmarkt

Seit 2018 gibt es in der Bonner Altstadt einen Bauernmarkt. Jeden Donnerstag kommen mehrere Bauern und Produzenten direkt aus der Region mit ihren Verkaufswagen auf einen zentralen Platz und bieten von 15:30 bis 19 Uhr ihre Waren an. Wegen der Uhrzeit heißt der Markt auch Feierabendmarkt und wer an diesem Abend keine Lust hat zu kochen, isst einfach vor Ort eine knusprige Pizza aus dem mobilen Ofen. Den Markt organisiert der Verein Stadt-Land.Markt . Es gibt sogar schon Nachahmer: Im benachbarten Birlinghoven freuen sich die Dorfbewohner über eine neue, regionale Einkaufsmöglichkeit.

  • Solidarische Landwirtschaft - SoLaWi

Mehr als Einkaufen bietet eine SoLaWi. Die Abkürzung steht für Solidarische Landwirtschaft  und bedeutet, dass sich eine Gruppe Menschen zusammentut und einem Landwirt schon vor dem Anbau seine Ernte abkauft. Damit teilen die Abnehmer solidarisch das Risiko mit den ProduzentInnen. Außerdem darf man auf dem Feld mitarbeiten. Für viele Städter eine ganz neue Erfahrung.

Es ist aber noch mehr solidarisch an der solidarischen Landwirtschaft. Denn der Preis eines Anteils wird einmal pro Jahr in der Bieterrunde festgelegt. Alle Mitglieder versammeln sich. Die LandwirtInnen stellen vor, was im nächsten Jahr angebaut werden soll und wie viel Geld dafür benötigt wird. Dann geht es ans Bieten. Jede_r bezahlt was er kann - solidarisch eben. Wenn die Summe der Gebote hoch genug ist, steht fest, wer wie viel für die nächsten zwölf Monate bezahlt. Die Ernteanteile sind natürlich für jeden gleich groß und werden wöchentlich über sogenannte Depots verteilt.

In Bonn gibt es sogar eine Obst-SoLaWi. Der Obsthof Rönn bietet Äpfel, Birnen, Kirschen und Johannisbeeren als SoLaWi-Anteile. Hier schließt sich übrigens der Kreis zu den Marktschwärmern, denn wer seinen Anteil nicht am Hof abholen möchte, kann die Abholpunkte der Marktschwärmer nutzen.

Hier zu sehen: Erdbeeren in Schalen auf einem Marktstand.
Schmecken direkt vom Feld doppelt so gut: Erdbeeren. (Bild via Pixabay)
  • Ernährungsrat Bonn

Ernährungsräte sind ebenfalls an Alternativen interessiert. Sie kümmern sich darum, die Lebensmittelversorgung einer Stadt lokaler zu gestalten. Und zwar auf vielen Ebenen, bis hinein in die Verwaltung.

Schon seit fast zwei Jahren bemüht sich eine Gruppe Bonner darum, einen Ernährungsrat zu gründen. Da es für die Gründung und Gestaltung kein festgelegtes Schema gibt, ist dieser Zeitraum nicht ungewöhnlich. In Bonn gibt es schon mehrere Arbeitskreise, zum Beispiel „Bio in Bonn“ oder „Küche für Alle“. Auch der Stadt-Land.Markt e. V. ist im Rahmen des Ernährungsrates entstanden. Jetzt, zu Beginn des Jahres 2020, richten sich viele Kräfte auf die offene Konferenz “Ernährungsdemokratie zum Anpacken“, die Ende Februar in Bonn stattfinden wird. Wenn alles gut geht, kommt Bonn auf dieser Konferenz dem eigenen Ernährungsrat einen großen Schritt näher.

Mehr Informationen über Ernährungsräte gibt es hier: Ernährungsrat - die Wende beginnt vor Ort.

Alternativer Lebensmitteleinkauf in Bonn

Bonn bietet einige Möglichkeiten, um an köstliche, regionale Lebensmittel zu kommen. Manchmal muss man ein bisschen suchen oder vielleicht einen neuen Weg gehen. Wer diese Mühe auf sich nimmt, belohnt sich selbst mit reichlich Genuss und frischen Lebensmitteln.

Über die Autorin

Die Autorin von "Lebensmitteleinkauf Alternativ": Julia Icking. Bild: Peter Wollschläger.
Die Autorin von "Lebensmitteleinkauf Alternativ": Julia Icking. Bild: Michael Wollschläger.

Julia Icking ist Diplom-Ökotrophologin und arbeitet als freie Texterin, Autorin und Redakteurin zu allen Themen rund um Ernährung, gesunde Lebensweise und Warenkunde von Lebensmitteln. Inspiration findet sie beim Stöbern in ihrer ständig wachsenden Kochbuchsammlung, beim Kochen für Familie und Freunde und in Fachbüchern und Blogs über Nachhaltigkeit, Gesundheit, Ernährung und Lebensmittel.

 

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julia-icking.de