Das Frühjahr zeigt sich in NRW bisher nicht nur schön, sondern auch immer wieder mit Regen und Kälte. Was die Natur freut, lässt uns Menschen auch am Wochenende und über die Feiertage ein heimeliges Dach über dem Kopf suchen statt eines Ausflugs an die frische Luft. Wer bei dem Wetter Lust hat auf geballte Inspiration, ist im Kölner Wallraf-Richartz-Museum mit seiner beeindruckenden ständigen Sammlung genau richtig.
Mitten in der historischen Altstadt, mit Blick auf das Rathaus und in Fußreichweite des Bahnhofs, liegt ein zunächst eher unscheinbares Gebäude an den Obenmarspforten. Doch der Museumsbau hat es buchstäblich in sich: Hier warten 700 Jahre Kunst auf drei Etagen.
Los geht es im Mittelalter. In anderen Museen ist das eine eher trockene Abteilung voller sakraler Kunst - hier nicht! Bereits die Kunstwerke selbst sind so gekonnt in Szene gesetzt, dass es Freude macht, ihre Pracht zu bewundern. Die dazugehörigen Erläuterungen sind immer informativ, kommen aber mit einem Augenzwinkern und aus heutigem Blickwinkel daher. So ist unter anderem die Rede von "Bußrabatt" und "Art Cologne vor 600 Jahren". Im Wallraf wird das Mittelalter lebendig - mit seinen Maltechniken, aber auch seiner Alltagsfrömmigkeit und dem Prunk der Herrschaften. All dies unterhaltsam mit Hilfe ausgewählter Bilder zu verbinden ist eine große Kunst, die auf dieser Etage meisterhaft gelungen ist.
Dann geht es chronologisch weiter zu beeindruckenden Meistern ihres Faches: Peter Paul Rubens und Rembrandt van Rijn. Durch die Nähe zu Flandern und den Niederlanden sind die beiden berühmten Maler im Kölner Museum Wallraf präsent. Sie werden umrahmt von zahlreichen weiteren und teils ebenfalls berühmten Künstlern des Goldenen Zeitalters bis zur Moderne. Sie machen deutlich, wie sich die Malerei und bildende Kunst in dieser Gegend seit dem Mittelalter weiterentwickelt hat. Die Erläuterungen sind informativ und leicht zu lesen, lassen aber leider den charmanten Ton der Mittelalter-Abteilung größtenteils vermissen.
Im dritten Stock präsentiert das Museum zahlreiche weitere bekannte Meisterwerke, dieses Mal aus dem 19. Jahrhundert, und da vor allem die des Impressionismus. Und hier sprechen die bunten Farben und eindringlichen Gesichter für sich selbst: Ob Van Gogh, Cézanne, Renoir, Monet, Manet, Gauguin oder Munch - hier sind alle zu sehen.
Ergänzt wird die beeindruckende ständige Sammlung durch wechselnde Sonderausstellungen.
Obwohl der Besuch der drei Etagen sich nicht ganz so zeitintensiv gestaltet wie bei ähnlichen Museen in Hamburg, Berlin oder München, braucht die Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, wie sie korrekt heißt, sich keinesfalls hinter den anderen Museen von landesweiter Bedeutung zu verstecken.
Und die Inspiration? Die Vielfalt der gezeigten Kunst lädt dazu ein, entweder selbst aktiv zu werden oder sich ausführlicher mit einer der behandelten Epochen oder ihren Künstlern zu beschäftigen. Die Auseinandersetzung ist gewollt und Teil der Ausstellung. Ganz automatisch denken die Besucher weiter, reden und diskutieren. Das Wallraf-Richartz-Museum ist darum kein stiller Ort, sondern ein Ort des Austausches und der Kommunikation. Dazu tragen auch die zahlreichen Führungen bei, die während der Wochentage genauso stattfinden wie am Wochenende.
Der reguläre Eintritt beträgt 8 € und ist mit Sonderausstellungen teils teurer. Am so genannten Köln-Tag, dem ersten Donnerstag im Monat, haben alle Kölnerinnen und Kölner freien Eintritt.
Alle Infos zum Museumsbesuch gibt es unter wallraf.museum.