Ein riesiges, buntes und lautes Spektakel rund um das geschriebene Wort: In Leipzig drehte sich vier Tage lang, vom 21. bis zum 24. März, alles um Bücher, Verlage und Autoren. Die Messe hatte dabei Event-Charakter, war Show, Lesebühne, Verkaufshalle und Party in einem. Mehr als eine Viertelmillion Menschen besuchten die Buchmesse in diesem Jahr und bewiesen, dass das schon vor Jahrzehnte totgesagte Medium allen Unkenrufen zum Trotz noch sehr lebendig ist.
Egal, ob mit dem Auto oder der Bahn: Rund fünf Stunden dauert es von NRW nach Leipzig. Die lange Fahrt lohnt sich - nicht nur für Bücherfreunde. Denn Leipzig hat viel zu bieten, was über eine reine Buchmesse hinausgeht.
Im Gegensatz zur großen Schwester in Frankfurt gibt es in Leipzig keine Fachbesuchertage. Den gesamten Messezeitraum drängten darum Buchhändler und Fachjournalisten ebenso wie Schulklassen, Autoren und Lesefreunde jeden Alters auf das Gelände mit über 2.500 Ausstellern. Und wie sie drängten! Bereits die Fahrt in der übervollen S-Bahn oder Tram, der Gang von der Haltestelle bis zum Messegelände im Besucherstrom und die Schlangen vor den Eingängen waren ein Erlebnis. Alle diese Menschen wollten in die Messehallen, um Bücher und Autoren live zu erleben.
Auf dem Messegelände und in den fünf Hallen verlief sich der Pulk naturgemäß, doch vor den Leseinseln konnte schnell neues Gedränge entstehen. Vor allem bei den zahlreichen Lesungen von Starautoren war im Publikum enger Körperkontakt angesagt. Und das ist charakteristisch für Leipzig: Aus der Messe hat sich ein Event entwickelt, bei dem Buchbegeisterte aller Sparten, Leser und Autoren zusammenkommen. Wo immer jemand gerade liest oder vorträgt (und das ist etwa an jedem vierten oder fünften Stand der Fall) trifft er auf eine interessierte Zuhörerschaft. Für die Besucher*Innen wird im Umkehrschluss der Messebesuch nicht langweilig: Überall gibt es etwas zum Anschauen, Zuhören, Mitmachen. Wer das umfangreiche Programm vorher studierte, hatte die Qual der Wahl zwischen Fachvorträgen, Workshops und zahlreichen Lesungen.
„Die Buchbranche zeigte sich auf der Leipziger Buchmesse in Aufbruchsstimmung. Verlage und Buchhandlungen gehen selbstbewusst neue Wege, um das Buch wieder stärker in den Alltag der Menschen zu bringen“, kommentierte Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, die Messe. „Innovative Veranstaltungsformate, Lesungen und Diskussionen machten die Vielfalt und die Stärken des Buches sichtbarer denn je." Ja, sichtbar war es, das Buch - und wie!
Doch auch die persönlichen Begegnungen standen im Fokus. "Das schönste an der Messe ist für mich, hier die Autoren, mit denen ich zusammenarbeite, einmal persönlich zu treffen", sagte etwa Mona Gabriel, Lektorin bei der Textwache.
Die Einbindung der Mangaszene hat in Leipzig wie in Frankfurt Tradition. Eine ganze Halle befasste sich darum auch dieses Jahr in Leipzig ausschließlich mit Comicwelten. Diese Halle war an allen Tagen besonders gut besucht und lockte vor allem junges und verkleidetes Publikum. Doch nicht nur die Auftritte der Mangastars sorgte für Besucherandrang und Begeisterungsstürme. Auch bei den zahlreichen Preisverleihungen war der Platz rar und der Applaus tosend. Neben dem renommierten Preis der Leipziger Buchmesse wurden noch rund 20 weitere Preise in den verschiedensten Sparten vergeben. Vielfach wussten die Autoren auf den Auswahllisten vorab nicht, ob sie tatsächlich gewinnen würden. "Für mich ist es eine Ehre, überhaupt nominiert worden zu sein", sagte etwa Heike Abidi, die aus Kaiserslautern nach Leipzig kam und gleich in zwei Kategorien für den DELIA-Liebesromanpreis nominiert war.
Doch die Messe blieb mitnichten nur auf dem ihr zugewiesenen Gelände: Über 3.000 Veranstaltungen in der gesamten Stadt und im Umland drehten sich in der Messewoche um das Buch. Überall war etwas los, wie ein Blick in das Programm von "Leipzig liest" zeigte. Wer spontan zu einer Lesung wollte, musste allerdings damit rechnen, dass sie bereits ausverkauft war - die Leipziger sind traditionell sehr buchaffin. Wenn dann noch die Leseratten von außerhalb dazukommen, sind nicht nur die günstigen Hotelbetten schnell belegt.
Bei dieser Vielfalt von Angeboten musste man nur darauf achten, sich im Dschungel der Möglichkeiten nicht zu verirren. Von Leipzig, so viel ist klar, können andere Metropolen und ihre Literaturfestivals noch eine Menge lernen.