Nach den erfolgreichen Vorgängerbänden "Die Schatten von Edinburgh" und "Der Fluch von Pendle Hill" ist "Die Todesfee der Grindlay Street" der dritte Fall für das ungleiche viktorianische Ermittlerduo Frey und McGray, das Ende des 19. Jahrhunderts in Edinburgh ermittelt. Witzig, skurril und mysteriös sei der Band, so hieß es vorab. Leider trifft all das höchstens teilweise zu.
Wer die ersten beiden Bände gelesen hat, kennt die beiden unterschiedlichen Ermittler bereits: Frey ist ein Engländer, wie er im Buche steht, und McGray ein waschechter Schotte. Zwangsweise müssen sie zusammenarbeiten, und zu Beginn dieses Buches scheinen sich beide mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben. Neben den privaten Problemen, die die beiden Polizisten mitbringen, haben sie es diesmal mit einer Banshee, einer Todesfee zu tun. Ihr markerschütternder Schrei verkündet im Volksglauben einen nahenden Tod - aber von wem? Frey erhält den Auftrag, eine reisende Theatertruppe (voller historischer Persönlichkeiten, was Kenner des Viktorianismus mögen dürften) vor dem möglichen Todesschicksal zu bewahren. Und weil McGray gerade etwas Abwechslung gut gebrauchen kann, und der Schotte ohnehin dem Übernatürlichen sehr zugetan ist, zieht Frey ihn zu den Ermittlungen hinzu.
Wie im Theater: Ein komischer Bilderreigen
Die kommen zunächst nicht so recht ins Rollen. Erst als die erwartete Theatertruppe dann auch wirklich in Edinburgh Station macht, nimmt die Geschichte an Fahrt auf, und die Szenen wechseln - einem Theaterstück gleich - in rascher Folge. Dazu kommen die privaten Verstrickungen, und am Ende verwundert es nicht, dass Frey eher zufällig über die Lösung des Falls stolpert. Denn das ganze Werk scheint mehr Komödie als Kriminalfall. Von der vielbeschworenen viktorianischen Atmosphäre ist jedenfalls zwischen all dem Rufen, Kreischen. Seufzen und Wimmern der Figuren kaum noch etwas zu vernehmen. Dabei stimmen Setting und die Art der Darstellung durchaus. Nur bei der Handlung wäre weniger eindeutig mehr gewesen. Die eindrücklichsten Stellen im Theater sind auch nicht die, in denen sich die Schauspieler anbrüllen, sondern die einsamen Monologe, bei denen sie leise und verletzlich vorne auf der Bühne stehen. Vielleicht kann die Begeisterung größer sein, wenn man auch Teil I und II der Reihe kennt, aber ohne Vorkenntnisse gestaltet sich die Lektüre leider bestenfalls durchschnittlich.
Die Todesfee der Grindlay Street auf der Webseite des Goldmann-Verlags.