In Teil 1 des Radwanderberichts ging es von Münster nach Lingen. In diesem Teil folgt die Beschreibung der Tour von Lingen bis zum offiziellen Zielpunkt des Emsradweges in der ostfriesischen Hafenstadt Emden.
3. Etappe: Lingen – Haren, ca. 64 Kilometer
Vorbei am Atomkraftweg Lingen und am dazugehörigen eindrucksvollen Speicherbecken in Geeste geht es am nächsten Tag weiter nach Haren. Eher holprige Wege wechseln sich mit asphaltierten, glatten Straßen und Brücken direkt am Dortmund-Ems-Kanal ab. Die kleine Stadt Meppen mit ihrem historischen Ortskern bietet sich für eine Kaffeepause an, bevor es am idyllischen Jachthafen vorbei nach Haren hineingeht. Auch dieses Städtchen ist recht klein und mit seinen Kanälen sehr hübsch. Die Atmosphäre erinnert unwillkürlich an Holland. Apropos: Von der Landesgrenze zu unseren westlichen Nachbarn werde ich in den kommenden Tagen nie mehr weit entfernt sein, und das macht sich bemerkbar.
Über die Geschichte der Kanalschifffahrt informiert das Harener Schifffahrtsmuseum. Im Eintritt von 3 € enthalten ist der Gang auf gleich drei historische Schiffe. Das Museum zeigt ein breites Sammelsurium aus der lokalen Schiffs-, Kanal- und Seefahrtsgeschichte und verdeutlicht, welch große Rolle die Schifffahrt hier einst spielte. Erst mit dem flächendeckenden Individualverkehr nahm ihre Bedeutung ab, und das ist noch keine hundert Jahre her. Bei dem Museumbesuch rund um Wasser, Schiffe und Kanäle fühle ich mich so richtig im Norden angekommen.
4. Tag: Haren – Papenburg, ca. 55 Kilometer
Über das kleine Örtchen Lathen und viele ganz ähnliche Siedlungen geht es auf ebener Strecke weiter in das historische Papenburg. Hier gibt es ebenfalls eine malerische Innenstadt mit Kanälen und historischen Schiffen. Außerdem ist kurz hinter dem Ort die weltbekannte Meyer-Werft zu Hause, die Ozeanriesen via Dortmund-Ems-Kanal in die Weltmeere entlässt. Wer die Werft besichtigen möchte, sollte sich gegebenenfalls vorab eine Karte reservieren. Kurzfristig sind die beliebten Touren oft ausgebucht - gerade im Sommer.
5. Tag: Papenburg - Emden: ca. 65 Kilometer
Direkt hinter Papenburg fängt das Klischee-Ostfriesland an. Immer am Deich geht es lang. Mit Rückenwind ist das nett, bei Gegenwind schnell langweilig und anstrengend. War es auf dem gesamten Weg bereits recht ruhig, ist hier am wenigsten los. Wegweiser zeigen die Route in die Städtchen am Wegesrand, doch wer zügig überkommen möchte, ignoriert die freundlichen Einladungen geflissentlich. Schafe werden hier zu treuen Wegebegleitern. Und vom Wasser ist kaum etwas zu sehen: Der Dortmund-Ems-Kanal ist hier so breit, dass er eingedeicht werden muss.
Highlight dieser Etappe ist eindeutig Leer. Das kleine ostfriesische Örtchen mit historischem Ortskern überrascht mit kleinen Gassen und schmucken, individuellen Lädchen. Hier sollte man unbedingt einen Halt einlegen!
Kurz vor Emden, im ebenfalls pittoresken Ostfriesenort Ditzum, sieht die offizielle Route vor, die Ems per Fähre zu überqueren. Das ist natürlich eine schöne Idee und ein tolles Erlebnis, sollte aber ein wenig geplant werden. Die Fähre fährt jeden Tag in der Saison bis 18 Uhr stündlich (außer um 12 Uhr, da ist Mittagspause). Außerhalb der Fährzeiten beschert die Route außen herum einige Extrakilometer, die man gegebenenfalls einplanen sollte.
Emsradweg: Fazit
Der Weg von Münster nach Emden hat mir mit individuellen Abstechern 331 Fahrradkilometer auf den Tacho gebracht. Es ist eine schöne, eher ruhige und unspektakuläre Tour, die allen empfohlen werden kann, die Ruhe und Erholung suchen. Auch mit Kindern ist der Emsradweg aufgrund der vielen kleinen Highlights und der guten Wegebeschaffenheit sowie der flexiblen Aufenthaltswahl eine schöne Strecke. Uneingeschränkte Empfehlung!
Mehr Infos zur Route, Unterkünften und buchbaren Touren gibt es auf der offiziellen Seite es Emsradweges.