Michaela Abresch: Kalt ruht die Nacht

Im Dreiländereck zwischen Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gelegen, bietet der Westerwald auch heute noch abgelegene Dörfer und Bauernkaten zwischen Hügeln und Tälern, Bergen und Flüssen, Seen und den namensgebenden Waldgebieten. Eine malerische und eher ruhige Gegend, die wie geschaffen ist für Märchen und Legenden. Michaela Abresch hat mit ihrem neuesten Werk dem bestehenden lokalen Sagenschatz einige kriminell gute Geschichten hinzugefügt.

"Historische Kriminalgeschichten aus dem Westerwald" lautet der Untertitel ihres neuen Buches. Fast schon verwunschen mutet das Cover an. Die Vorkommnisse, die die Autorin schildert, haben so allerdings nie stattgefunden, und auch damit, einfach bestehende Sagen nachzuerzählen, hat sie sich nicht zufrieden gegeben. Orte und Legenden im Westerwald inspirierten Michaela Abresch vielmehr zu ihren ganz eigenen Geschichten. Am Ende des Buches erläutert die Autorin kurz, welche der erwähnten Örtlichkeiten und Personen mehr als reine Fiktion sind.

 

Sechs Kurzkrimis sind so entstanden, aus einer Zeit, die längst vergangen ist. Da geht es um einfache Menschen und ihre Schicksale; um Schuld, eigene und fremde, und Sühne; es geht aber auch um mutige Mitmenschen, denen das Schicksal der anderen nicht egal ist und die beginnen, Nachforschungen anzustellen oder in die Ereignisse hineingezogen werden. Die Westerwälder Autorin trifft beim Erzählen genau den richtigen Ton, um eine längst vergangene Zeit vor den Augen der Leser*innen wieder lebendig werden zu lassen. Die Krimihandlung ist in jeder der Geschichten überzeugend, und meist ist nichts so, wie es zu Beginn der Geschichten scheint. Dabei verwebt Michaela Abresch Andeutungen geschickt miteinander und lockt die Leser*innen ein ums andere Mal zunächst auf eine falsche Fährte. Wie bei guten Krimis üblich, ist es aber auch bei der Lektüre von "Kalt ruht die Nacht" reizvoll, mit den unwissenden Charakteren zusammen nach einer Lösung zu suchen.  Dabei schildert Michaela Abresch menschliche Tragödien schlicht, aber eindringlich. Die oft hoffnungslosen Menschen und düsteren Orte, denen man beim Lesen begegnet, machen viel von der gelungenen Krimi-Atmosphäre aus.

 

Wer aus dem Westerwald kommt, kennt vielleicht den einen oder anderen Schauplatz. Anderen wird dieses Buch Lust machen, die Orte kennen zu lernen. "Kalt ruht die Nacht" passt nicht nur dem Titel nach vor allem in die Winterzeit, ist aber auch im Frühjahr oder Herbst eine schöne Sammlung für gemütliche Schmökerabende auf dem Sofa. Dabei ist es egal, ob man Westerwald-, Krimi-, oder Historienfan ist: In diesen Kurzgeschichten steckt für alle etwas!

 

Michaela Abresch hat eine eigene Autorenhomepage, auf der sie unter anderem Lesungstermine veröffentlicht. Mehr Informationen zum Buch gibt es aber auch auf der Seite des Acabus-Verlages.