Ich weiß nicht, was mich an diesem Buch mehr angesprochen hat: Die deutliche rote Schrift, die "Scheiß einfach drauf" zu mir sagte, oder die Silhouette auf dem Cover, der Mensch, der auf seinem Schreibtisch meditiert und gleichzeitig einem Teil der Welt den Stinkefinger zeigt. Die Botschaft dahinter ist eindeutig: Wenn Du entspannt bist und Dich auf das konzentrierst, was Du gerne tust, dann ist der Job auch kein Problem. Klingt einfach und verlockend. Also musste ich diesen Ratgeber lesen - und kann ihn allen, die irgendwo zwischen sinnlosen Meetings, langweiligen Routineaufgaben und der Hektik des Alltags im Jobleben gefangen sind, wärmstens weiterempfehlen.
Wer sich mit alternativen Lebensentwürfen beschäftigt, so wie es nrw-alternativ regelmäßig tut, der kommt nicht daran vorbei, ab und an ein kluges Buch darüber zu lesen, wie ein anderes, ein besseres Leben möglich sein könnte. "Mach nur noch, was Du gerne tust, und es ist egal, welchen Job Du hast" - der Untertitel weckte bei mir die Assoziation nach mehr Zufriedenheit und Erfüllung im aktuellen Job. Darum geht es aber nicht. Der Ansatz von John C. Parkin ist ein anderer. Er meint: Wer das tut, worauf er wirklich Lust hat, kann damit auch Geld verdienen und schlussendlich davon leben. Wie und warum das gehen soll, stellt er allerdings nicht allzu konkret vor. Stattdessen erzählt er über einen Großteil der Seiten von seinem Leben, berichtet von seinen Ideen und dem fortwährenden Streben nach Glück; von den Momenten, in denen er von Stress geplagt ein anderes Leben führen wollte - sich "Scheiß drauf!" sagte, und es einfach tat.
Das mag langweilig und ichbezogen klingen, aber die Lektüre ist beides nicht. Im Gegenteil: Der britische Autor schreibt so erfrischend, unterhaltsam und humorvoll, wie ich es noch bei keinem anderen Ratgeber erlebt habe. Parkins nutzt "Fuck it" als wirkungsvolles Mantra, um kraftvoll zu eigenen Ideen und Vorlieben zurückzufinden. Er schweift sympathischerweise ständig ab und reflektiert nebenbei sein eigenes Schreiben. Dabei tritt er in einen lockeren Dialog mit den Lesern. Sein Text sagt: Hey, ich kann Dir zeigen, wie ich es gemacht habe, aber gehen musst Du Deinen Weg schon selbst. Bei ihm gibt es keine salbungsvollen Worte oder pseudowichtige Esoterikweisheiten. Stattdessen schlägt er Briefe an sich selbst vor, Lieblingslisten und leichte körperliche Übungen. Das ist alles nicht neu, aber in dieser Art und Weise noch nie präsentiert worden. Selbst wer nicht auf der Suche nach Inspiration für sein (Job-)Leben ist, kann dieses Buch bedenkenlos lesen, denn Parkins schreibt einfach locker und mitreißend. Der Text ist von Elisabeth Schmalen hervorragend aus dem Englischen übersetzt. Bei der Lektüre musste ich mehrfach laut auflachen, so abstrus sind seine Ideen, so schräg sein Humor. Die Stelle, wo er beispielsweise darüber philosophiert, dass Barbie und Ken es nicht miteinander treiben sollten, weil Actionman doch der weitaus passendere Partner für Barbie wäre, wird mir noch länger in Erinnerung bleiben. Hat das etwas mit dem Thema zu tun? Nicht direkt, aber - fuck it!
Leseprobe gefällig? Der Verlag hat freundlicherweise den Anfang des Buches zur Verfügung gestellt.
Wer also auf der Suche ist nach mehr persönlicher Freiheit und nach einem Ratgeber, der diese Freiheit schon beim Lesen gewährt; wer mehr aus seinem Leben machen möchte, aber nicht genau weiß was und wie; oder wer einfach nur ein fröhliches Gute-Laune-Buch lesen möchte, der ist bei "Fuck it" an der richtigen Adresse. Und gleichwohl der Autor sich und sein Werk nicht so richtig ernst nimmt, ist auch ein Buch entstanden, das kraftvoll motivieren und der Start in ein neues Leben sein kann. Ich jedenfalls habe neben einer vergnüglichen Lektüre auch noch zahlreiche inspirierende Gedanken darin gefunden, weshalb ich es sicher bald ein zweites Mal lesen werde. Dann mache ich auch die Übungen - versprochen.