Diese Mockumentary vom unheimlich geheimem Zusammenleben der Vampire gibt es zwar schon eine Weile auf DVD, aber noch immer haben sie viel zu wenig Menschen gesehen. Denn dieser Film rund um das geheimnisvolle (Un-)leben in einer Vampir-WG wird wirklich nur den Vampiren nicht gefallen - alle anderen werden sich beim Zuschauen prächtig amüsieren.
In „5 Zimmer, Küche, Sarg“ erhält ein Filmteam erstmals Einblicke in den Alltag von vier verschiedenen Vampiren. Die unsterblichen Junggesellen leben so, wie man es auf den zweiten Blick auch wirklich von Vampiren erwarten würde: chaotisch, heimlich, hedonistisch und leider nicht sehr erfolgreich.
In einer geheimen Wohngemeinschaft, die in einem stilecht alten, schauerromantischen Haus in der Vorstadt von Wellington in Neuseeland liegt, wohnt der 379 Jahre alte Viago, ein affektierter Dandy und eine krankhafte Frohnatur (dargestellt von Regisseur Taika Waititi). Außerdem gibt es da noch Vladislav, 862 Jahre alt und ein echter Adeliger aus dem Mittelalter (verkörpert von Co-Regisseur Jemaine Clement); Deacon, mit 183 Jahren der Jüngste und den stillen, über 8000 Jahre alten Petyr, der direkt aus Murnaus "Nosferatu" zu stammen scheint. Viago versucht vergeblich, die unterschiedlichen Charaktere zu etwas mehr Gemeinschaftssinn und Ordnung zu bewegen.
Kann das Zusammenleben dieser vier Individuen gutgehen? Offenbar hält die Gemeinschaft schon eine Weile, schließlich gilt es auch im 21. Jahrhundert, regelmäßig an frisches Blut zu kommen (Viago: „Ich glaube, wir trinken das Blut von Jungfrauen, weil ... es gut klingt?!“) und sich vor Vampirjägern und Werwölfen zu verstecken. Die Dokumentation zeigt die Vampire hautnah: Auch gemeinsame Verhaltensregeln (Viago: „Immer eine Zeitung auslegen, bevor ihr jemanden aussaugt, um eine Sauerei zu verhindern!“), Streit über blutverschmiertes und jahrelang nicht abgewaschenes Geschirr oder Schwierigkeiten bei der Kleiderauswahl ohne Spiegelbild gehören zum Alltag.
Der Independent-Film aus Neuseeland musste mit knappem Budget auskommen, was seine zahlreichen groteskten Ideen und die pseudodkumentarische Erzählweise aber mehr als wettmachen. Die beiden Regisseure sind in ihrer Heimat gefeierte Comedians, und das merkt man. In "5 Zimmer Küche Sarg" haben sie jedenfalls sichtlich Spaß am Filmemachen. In der Geschichte prallt, herrlich naiv erzählt, moralfreie Allmacht auf das Spießertum vergangener Jahrhunderte und mangelnde Sozialkompetenz sowie gepflegte Ignoranz auf die multiplen Anforderungen unserer heutigen Gesellschaft. Wer sich nach „Interview mit einem Vampir“ jemals fragte, warum Vampire nicht schon längst unsere Gesellschaft übernommen haben, bekommt hier die Antwort. Denn diese Vampire sind sehr gewissenhaft – vor allem darin, alles, was ihnen nicht passt, zu ignorieren. Selten ließ sich sich der eklatante Unterschied zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung so amüsant studieren.
Besonders schön: Der Film nimmt seine Protagonisten nicht eine Sekunde ernst. Er steckt voller ironischer Brüche und grotesker Momente und macht deshalb von der ersten bis zur letzten Minute einfach nur gute Laune. Die vielen Anspielungen auf überlieferte Vampirklischees und -mythen machen den Film gerade auch für Vampirkenner und -liebhaber, Rollenspieler und Gamezocker zu einem wichtigen Beitrag im Blutsauger-Kosmos.
Kaufen kann man den Film übrigens nicht nur beim großen A, sondern auch zum Beispiel hier.