November Növelet: „The World in Devotion“

November Növelet "The World in Devotion"
Musik kann unheimlich poppig sein - und Pop sehr unheimlich

Wem dieser Winter noch nicht kalt genug war, der sollte einfach mal in diese Platte reinhören. Passenderweise ist sie seit dem letzten November im Handel. November Növelet (NN), ihres Zeichens Nebenprojekt von Haus Arafna, machen das, was man landläufig Angstpop nennt. Der Ausdruck trifft den Ton der Veröffentlichung zwar irgendwie, aber für Pop ist das neuste Werk – gleichwohl es nach „From Heaven on Earth“ und „Magic“ sicherlich das eingängigste überhaupt ist – dann doch viel zu unheimlich.

Unbedarfte Hörer erwartet eine fragile Synthie-Klanglandschaft mit durchaus poppigen Elementen. Zwar geht hier ein Beat ins Ohr und dort eine Refrain in die Füße, aber schon nach den ersten Takten wird klar, dass dabei irgendetwas nicht stimmt: Die Beats greifen nicht so ineinander, wie sie sollten, Effects kommen einen Takt zu spät – und warum liegen über allem diese flächigen Sounds voller Einsamkeit, Melancholie und Verzweiflung? Spätestens, wenn dann die sanfte, aber völlig kaputtgesampelte Stimme von Miss Arafna einsetzt und mehr spricht als singt, erwacht man aus seinem Traum und findet sich im klassischen Horrorfilm wieder. Plötzlich wird klar: Nichts ist in Ordnung. Pop wird zum letztmöglichen Ausdruck in einer bizarr verdrehten und grotesk verunstalteten Welt. Hier herrscht Hoffnungslosigkeit, Trauer, Verzweiflung. Es scheint, als wollte Frau Arafna genau dagegen ansingen; als wollte sie beteuern, dass doch alles in Ordnung sei und alle Songs auf der Platte nur harmlose Popsongs wären – was das Ergebnis nur noch unheimlicher macht. ,Eerie‘ würden die Engländer sagen, und ,gloomy‘ - im Deutschen fehlen dafür einfach die Worte.

Der eingängigste Track der Platte hat es – und das ist neu – bis zu einem Video gebracht, das die Wirkung der Musik kongenial unterstreicht:

Wer nach dem Stück Lust auf Nachschlag hat, der bekommt sie prompt serviert – die zweite videomusikalische Auskopplung des Albums heißt „He's Dying Beside“:

„The World in Devotion“ ist das eingängigste November Növelet-Album seit Beginn des Projekts. Wo „From Heaven on Earth“ offen mit dem Horror spielte und „Magic“ dem Gesamtpaket ungeahnten Glamour verlieh, ist das jüngste Werk zarter, fragiler und minimalistischer. 80er Wave-Elemente spielen mit subtiler Kühle – ganz so, als hätte eine böse Eisprinzessin mit ihrem Atem Songfragmente von Madonna gestreift. Es liegt am Hörer, ob er das Ergebnis darum als weniger anspruchsvoll als die Vorgänger ansieht – oder gerade deshalb als besonders beängstigend.

Konkurrenz oder Nachahmer haben NN so oder so mit dieser Art nihilistischer Elektronik nicht zu befürchten. Sie können also weiterhin einfach das tun, was ihnen gefällt – und das, so spürt man auf „The World in Devotion“ tut der Kreativität wahrlich keinen Abbruch.

 

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www.novembernoevelet.de