Christian Humberg: Mord kennt keine Feiertage

Wie wäre es mit einem klassisch britischem Whodunnit zum Fest? Das muss sich so oder ähnlich der deutsche Autor Christian Humberg gefragt haben, und seine Antwort auf diese Frage ist im Herbst bei Lübbe erschienen.

 

In "Mord kennt keine Feiertage" wird der clevere Inspektor Smart kurz vor Weihnachten auf eine Insel vor der Küste von Cornwall beordert. Zu spät merkt er, dass aufgrund von Sturm und Schnee jede Hoffnung auf eine rasche Rückkehr vergebens ist - dabei möchte er doch eigentlich nur zu seiner Mildred und mit ihr in aller Ruhe Weihnachten feiern. Ob das noch etwas wird?

 

Die Chancen auf friedliche Feiertage sinken immer mehr, als das Wetter nicht nur dafür sorgt, dass die Fähre zum Festland den Betrieb einstellt, sondern auch dafür, dass der Handyempfang ausfällt. Smart sitzt in einem alten Herrenhaus, samt Butler, Köchin und Hausmädchen, fest und mit ihm eine ganze Reihe illustrer Gäste.

Eine rätselhafte Einladung und merkwürdige Gäste

Sie alle sind auf Einladung des Hausherrn hier - was verwundert, denn keiner der Anwesenden kennt ihn persönlich. Beim Dinner soll sich das ändern, da will der Gastgeber für Klarheit sorgen. Aber es kommt anders, denn da liegt der ältliche Lord bereits tot in der Bibliothek.

Smart und die anderen Gäste haben wenig Mühe festzustellen, dass es sich um Mord handelt. Als Verdächtige kommen nur die Hausangestellten und die Gäste in Betracht, andere Menschen scheiden aufgrund der Wetterlage aus. Smart beginnt also, sie alle zu verhören - und nach und nach kommen einige höchst merkwürdige Tatsachen ans Licht ...

Typisch britisch: Whodunnit-Krimi

Wer sich mit britischen Whodunnit-Krimis auskennt, dem wird hier nahezu alles bekannt vorkommen: Das alte Herrenhaus, die mysteriösen Gäste und das üppige Essen. Es passieren dann auch bis zum Schluss nur Dinge, die Kenner des Genres erwarten - das macht "Mord kennt keine Feiertage" zu cozy crime im besten Sinne. Für zusätzliche Weihnachtsstimmung sorgt der gemütliche alte Inspektor Smart, der sich oft mehr um die nächste Mahlzeit als um die Opfer sorgt. Er ist zwar klug, aber bereits über sechzig und aufgrund der vielen lukullischen Genüsse von dicklicher Gestalt. Das setzt ihn von anderen Ermittlern erfreulich ab.

 

Typisch britisches Flair versprühen nicht nur die Speisen und Getränke, sondern auch einige der Gäste, zum Beispiel eine kauzige Bestseller-Autorin oder der Darsteller einer britischen Kult-Serie, die in diesem Buch nicht Dr.Who genannt wird, die jedoch alle, die auch nur davon gehört haben, augenblicklich wiedererkennen werden.

Unterhaltende Genreliteratur

Was diesem Buch darüber hinausgehend ganz bewusst fehlt, ist Originalität. Autor und Verlag wollten hier ganz offensichtlich ein Genre bedienen, und das ist gelungen. Neues hinzugefügt oder Experimente gewagt hat man an keiner Stelle. Manches wirkt zudem etwas sehr gewollt. So nennt der Inspektor einen anderen Charakter immer "Alter Knabe", was schnell nervt. Dialoge wiederholen an einigen Stellen Handlung und umgekehrt, und auch der Schreibstil kann leider nicht durchgehend überzeugen. Insgesamt jedoch ist "Mord kennt keine Feiertage" eine unterhaltsame Lektüre - nicht nur, aber besonders zur Weihnachtszeit.


Christian Humberg: Mord kennt keine Feiertage. Ein Weihnachtskrimi. Band 1 der Reihe "Ein Fall für Timothy Smart". Lübbe Hardcover 2023, 287 Seiten, 18 €

ISBN: 978-3-7857-2860-4

Mehr Infos und Bestellmöglichkeiten auf der Webseite des Verlags.


Mehr Schmöker für den Winter gesucht?

Wie wäre es zum Beispiel mit

Mythen und sagen der Griechen oder Verbrecherjagd in der Zukunft?

Alle aktuellen Rezensionen auf NRW-Alternativ gibt es hier.